Summary
Aktien-ETFs bieten im Schnitt gut 7 % Rendite pro Jahr – keine andere Altersvorsorge liefert eine so hohe Rendite. Und auch wenn die Kurse schwanken können – auf längere Sicht sind ETFs ideal für alle, die eine einfache, flexible und kostengünstige Anlage suchen. Wichtig aber ist: Nicht nur einen ETF ansparen, sondern mehrere. Dabei das Geld möglichst breit investieren und absolut regelmäßig einzahlen.
Warum sind Aktien-ETFs trotz gestiegener Spar-Zinsen weiter ideal für jeden Sparer?
Weil sie nach wie vor eine bessere Rendite liefern und halbwegs verlässlich auch die Inflation ausgleichen, auch wenn diese gesunken ist. Ein Beispiel: Wer aktuell 25.000 Euro als Festgeld für 3 Jahre anlegt, erhält pro Jahr selbst bei guten Banken im europäischen Ausland 3,3%, bei einjähriger Anlage sind es maximal 3,6 bis 3,8% Zins. Bei etwa 2,5% Inflation bleibt unterm Strich eine Rendite von etwa 1%. Ein x-beliebiger Aktien-ETF auf den bekanntesten MSCI World Index brachte im letzten Jahr etwa 23% Gewinn. Im Schnitt der letzten 50 Jahre waren es jährlich gut 7%. Das heißt, auch nach Abzug der Inflation gab es eine deutlich positive Rendite.
"ETFs erfüllen die beiden wichtigsten Wünsche für Sparer in den entscheidenden Jahren vor der Rente: stabile Anlage mit angemessenem Ertragspotential"
Thomas Lau
Axipertio Honorarberatung, Aachen
Kann es bei ETFs keine Verluste geben?
Ausgeschlossen ist dies nicht. Denn die klassischen ETFs sind Aktien-ETFs – der Fonds kauft also die Aktien von Unternehmen. Und so wie der Aktien-Kurs eines Unternehmens sinken kann, kann natürlich – theoretisch – auch der Kurs eines ETF sinken. Aber: Ein ETF enthält nicht nur die Aktien von einem Unternehmen, sondern von vielen Firmen. Und dass die Kurse von allen Unternehmen eines ETF gleichzeitig und über einen längeren Zeitraum sinken, ist mehr als unwahrscheinlich. Gleichwohl kann ein ETF auch ins Minus rutschen – ETFs auf den deutschen MDax passierte dies in 2023; die Verluste wurden aber 2024 mehr als wettgemacht.
Die Richtigen aus gut 2.000 ETFs auswählen
Welche ETFs sind sinnvoll?
Weltweit gibt es mehr als 10.000; in Deutschland sind gut 2.120 ETFs verfügbar. Und jeder ETF hat einen anderen Anlage-Schwerpunkt – sowohl mit Blick auf die Größe bzw. Branche der Firmen oder deren Dividendenpolitik als auch bezogen auf die Region, in der sie ansässig bzw. tätig sind. Ratsam für alle, die längerfristig Geld möglichst effektiv anlegen möchten, sind Aktien-ETFs, die das Geld möglichst breit und weltweit anlegen. Zum Vergleich: Ein ETF auf den Deutschen Aktien-Index (DAX) legt das Geld in den 40 Firmen des DAX an; ein ETF auf den MSCI World in gut 1.600 Firmen in 23 Ländern. Und es gibt Aktien-ETFs, die in noch deutlich mehr Firmen in noch mehr Ländern investieren.
24,8%
Stieg der MSCI World im vergangenen Jahr, in den letzten 30 Jahren waren es im Schnitt 8,0%.
Quelle: Deutsches Aktien-Institut
Wie funktioniert nochmals ein ETF?
Für fast alle Länder der Welt und für einzelnen Branchen gibt es sog. Index-Werte. Dahinter verbirgt sich ein Durchschnittswert für die Aktien, die in diesem Index zusammengefasst werden. Der Deutsche Aktien-Index (DAX) umfasst z.B. 40 Werte. Diese 40 Aktien haben aber nicht den gleichen Anteil am DAX, sondern berücksichtigt wird u.a. der Kapitalwert der Firmen. Den größten Anteil hat aktuell SAP mit 10,19%, den geringsten Anteil der Mode-Hersteller Zalando mit 0,44%. Bekannte Firmen wie Allianz haben einen Anteil von 7,4%, Mercedes von 4,16%, BASF von 3,54%, Deutsche Bank von 2,01% (Index-Aufteilung von Dezember 2023). Wer nun für 100 Euro einen DAX-ETF kauft, erwirbt im übertragenen Sinn für 3,54 Euro BASF-Aktien, für 4,16 Euro Mercedes- und für 10,19 Euro SAP-Aktien. Steigt nun an der Börse der Wert einer BASF-Aktie, dann steigt (entsprechend des Anteils von BASF am DAX) auch der DAX und damit ein ETF auf den DAX. Durch kontinuierlich steigende oder auch fallende Kurse bei einzelnen Firmen, ist ein ETF also ständig gezwungen, Aktien automatisch zu kaufen bzw. zu verkaufen, um den Index ständig korrekt abbilden zu können. Berechnet wird der Index, also der DAX, börsentäglich elektronisch auf Basis des elektronischen Handelssystems Xetra. Was bei 40 Kursen wie im DAX noch nachvollziehbar ist, funktioniert aber auch mit tausenden Kursen weltweit. All diese Kauf- und Verkauf-Signale geschehen automatisch, werden also nicht von einem Fonds-Management bewusst ausgeführt. Das unterscheidet ETF auch von klassischen Aktien-Fonds, bei denen Fonds-Manager die Entscheidung treffen, welche Aktien gekauft bzw. verkauft werden bzw. ob eventuell sogar Bargeld eine bestimmte Zeit gehortet wird.
Aktien-ETFs besser als andere
Warum Aktien-ETFs – es gibt doch auch ETFs auf Gold, Staatsanleihen oder Krypto-Währungen?
Das stimmt. Vergleicht man die einzelnen ETF-Formen, dann schneiden Aktien-ETF im langjährigen Vergleich deutlich besser und vor allem sicherer ab. Natürlich kann es einzelne Jahre geben, in denen Renten- oder Rohstoff-ETFs mal besser abschneiden – langfristig liefern Aktien-ETFs die verlässlichere Rendite.
Wie sollte man ETFs auswählen?
Grundsätzlich sind Aktien-ETFs immer uneingeschränkt empfehlenswert – sagen selbst Verbraucherschützer oder Stiftung Warentest. Insofern ist es fast egal, welcher ETF gewählt wird, zumal sich ETFs z.B. auf den MSCI World ohnehin alle auf den gleichen Index beziehen. Gleichwohl gibt mehrere Fragen, die man sich vor dem Abschluss stellen sollte:
- Wo soll das Geld angelegt werden? Also Branche, Region, Art der Firmen. Generell gilt: Je spezieller der Fokus, desto größer die Chance, aber auch das Risiko. Sinnvoll ist eine möglichst breite Anlage, deshalb einen großen Index wählen.
- Sollen Erträge ausgezahlt oder wieder angelegt werden? Ausschüttende ETFs zahlen die Dividenden, die der Fonds erhält, regelmäßig aus; thesaurierende ETF legen die Dividenden wieder an, nutzen also den Zinses-Zins-Effekt. Bei längerfristiger Anlage sind wiederanlegende ETFs sinnvoller.
- Soll der ETF die Aktien tatsächlich kaufen oder sich nur die Rechte an den Aktien sichern? ETFs, die den Index physisch nachbilden, also die Aktien tatsächlich besitzen, sind eventuell eine Nuance sicherer als ETFs, die den Index synthetisch nachbilden, also nur über SWAP-Geschäfte Rechte besitzen.
Wie sollte man ETFs auswählen?
Wie bei jeder Geldanlage muss man sich entscheiden, von welcher Art der Anlage man den meisten Gewinn erwartet. Wer z.B. glaubt, dass die Gesundheits-Branche sich in den nächsten Jahren sehr positiv entwickeln wird, sollte Geld in Gesundheits-ETFs anlegen; wer eher an die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz vertraut, ETFs die diesen Schwerpunkt haben; wer an die Entwicklung von Schwellenländer wie Indien oder Brasilien glaubt, wählt ETF der Emerging Länder, wer der Stärke der amerikanischen Wirtschaft vertraut eher ETFs auf Nasdaq, S&P 500 oder Dow Jones. Und wer sich nicht festlegen will oder kann, wählt ETFs auf einen möglichst breiten weltweiten Index. Die besten weltweit anlegenden ETFs haben wir in einem Extra-Beitrag zusammengefasst.
Auf die Kosten achten
Wo können ETFs gekauft werden?
Inzwischen kann praktisch bei jeder Bank oder Sparkasse jeder beliebige ETF gekauft werden. Fällig werden alleine die üblichen Depot-Gebühren. Der große Vorteil der ETFs ist, dass die Verwaltungsgebühren meist deutlich niedriger sind als bei klassischen Aktienfonds und dass es auch keinen Ausgabe-Aufschlag gibt. Insofern sind die Kosten der Geldanlage deutlich niedriger. In der Regel liegen die jährlichen ETF-Kosten bei großen weltweit anlegenden Fonds bei 0,2 bis 0,4%; selbst bei Spezial-ETF für bestimmte Länder oder Branchen sind selten mehr als 0,5 bis 0,7% Kosten pro Jahr zu zahlen.
Sparplan oder Einmal-Anlage?
Das hängt vom Sparziel ab. Generell sind ETFs ideal als Sparplan, da selbst mit kleinen monatlichen Spar-Beträgen (meist ab 25 Euro) ein ETF-Sparplan gestartet werden kann. Aber selbstverständlich eignen sich ETF auch als Einmal-Anlage, z.B. wenn man eine Lebensversicherung ausgezahlt bekommen hat. Sinnvoll ist nur: Wer eine größere Summe anlegen will, z.B. 100.000 Euro aus einer Lebensversicherung, sollte das Geld auf zwei oder drei ETF verteilen. Ähnliches gilt, wenn man über viele Jahre einen Sparplan angespart hat – alle paar Jahre einen neuen ETF starten, in diesen monatlich weiter einzahlen, den ‚alten‘ ETF stehen lassen und sich über den weiteren Wert-Zuwachs freuen.
Lohnt jederzeit der Start eines ETF?
Ja. Auch wenn Aktien-Kurse und damit die Kurse der ETFs hoch sind (wie in den letzten Monaten, z.B. wegen des Tech-Booms in den USA) – Studien zeigen, dass Sparer selbst wenn sie zu Hoch-Zeiten gestartet haben, zwar mal mit einem Rückschlag rechnen müssen, aber bereits nach ein, zwei oder drei Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit in einer lukrativen Gewinn-Zone sind. Das heißt aber auch: ETFs sind keine Geldanlage, um Erspartes für ein paar Monate zu deponieren, weil man eine größere Ausgabe bereits im Sinn hat. Denn Kurs-Schwankungen gehören dazu, auch wenn längerfristig in der Regel steigende Gewinne vorhanden sind.
Aus als Auszahlplan lukrativ
Lohnen ETFs auch als Auszahlpläne?
Ja. Ideal sind diese gerade für alle, die mit Rentenbeginn eine größere Summe erhalten (Lebensversicherung, Erbe, ausgezahlte Betriebsrente). Da ETF-Anteil täglich über die Börse verkauft werden können, eigenen sich diese auch als Auszahlpläne – entweder in dem monatlich eine feste Summe aufs Girokonto umgebucht wird (dann werden nach Tageskurs entsprechend viele Anteile verkauft) oder um sporadisch Sonderausgaben bezahlen zu können wie Steuer-Nachzahlungen, Reparaturen am Haus oder ein neues Auto. Möglich ist auch, eine private Rente aus ETFs zu organisieren, in dem ETFs gewählt werden, die monatlich oder vierteljährlich Dividenden ausschütten; so wird eine fortwährende, regelmäßige Einnahme im Ruhestand erzeugt.