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Vorsorge

Wie kleine Spar-Beträge gut anlegen?

4/7/2025
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Jürgen Sinn
5 minutes

Ob für die Enkel, größere Anschaffungen oder einfach für später – fast jeder legt regelmäßig jeden Monat kleinere Beträge zur Seite. Doch wie legt man die am besten an.

picture alliance / Zoonar

Summary

Viele Menschen sparen ineffektiv, indem sie Geld auf Girokonten ohne Zinsen lagern. Experten empfehlen ETFs für kleine Sparbeträge, um den Zinseszinseffekt zu nutzen. Regelmäßige Überprüfung der Sparpläne und Berücksichtigung der Inflation sind entscheidend.

Die Sorgen waren im Brief von Rente&Co-Leserin Gisela Öchsle zwischen den Zeilen deutlich zu spüren. „Mir geht es eigentlich gut. Aber die steigenden Preise und unsicheren Aussichten bei der Rente machen mich doch unruhig“, schrieb die 71jährige aus Nagold, „ich wohne zwar in einer Eigentumswohnung, habe aber keine nennenswerten Ersparnisse und wie schnell ist das Giro-Konto leer“, skizzierte sie weiter, „ich kann sicher kleinere Beträge monatlich sparen, scheue mich aber einen Spar-Plan zu starten, da ich doch gar nicht weiß, ob und wie ich diese festen Spar-Beträge einhalten kann.“

Viele Menschen sparen falsch

Briefe wie diesen kennt Thomas Hentschel von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zuhauf. „Aktuell ist die Spar-Quote in Deutschland sehr hoch“, sagt der Finanz-Experte, „doch viele Menschen sparen Geld auf dem Girokonto oder auf einem normalen Sparbuch, erhalten dafür aber praktisch keine Zinsen. Gerade Menschen mit normalem Einkommen oder einer durchschnittlichen Rente wissen oft nicht, dass man gerade auch kleinere Spar-Beträge gut anlegen sollte. Weil aber viele denken, dass das mit 20, 50 oder 100 Euro im Monat gar nicht richtig lohnt, passiert häufig nichts. Oder das Falsche.“

Giro-Konto ist kein Spar-Konto

So wie bei Gisela Öchsle. „Auf dem Girokonto stehen bei ihr immer höhere Beträge, die aber keine Zinsen bringen“, sagt Thomas Hentschel, „gleichzeitig gibt es aber keine richtige Rücklage für Notfälle oder eine strategische und regelmäßige Geldanlage. Und über die Inflation verliert dieses Geld auf dem Girokonto dann auch noch an Kaufkraft.“

Auch Monika und Michael Zerbrüggen aus Krefeld gehören zu jenen, die etwas sparen, vor allem das Richtige tun möchten. Denn die beiden wurden vor kurzem zum ersten Mal Großeltern. Sofort war klar, dass sie für die kleine Malou einen Sparplan einrichten wollten. „Zuerst dachten wir, dass wir jeden Monat 25 Euro auf ein Sparbuch einzahlen“, erzählt die 64jährige. „Doch wir wollten dies mit unserer Tochter und unserem Schwiegersohn abstimmen – und die sagten dann: ‚Legt einen ETF-Sparplan an‘. Und das haben wir dann gemacht, nachdem wir uns informiert hatten“, ergänzt Michael Zerbrüggen, „bei einer so langen Laufzeit kann man ruhig die Vorteile des Aktienmarktes nutzen“, sagt er ganz routiniert.

ETF ist immer eine gute Wahl

Thomas Hentschel hört solche Berichte gerne. Denn auch der Finanz-Experte der Verbraucherzentrale empfiehlt ETFs (börsengehandelte Index-Fonds) als Spar-Form, auch bei kleinen Spar-Beträgen. „Aber bevor man auch bei kleinen Spar-Beträgen einen Spar-Vertrag abschließt, sollte man sich immer diese Fragen stellen“, so Hentschel, „Wie lange soll gespart werden? Gibt es ein bestimmtes Sparziel? Denn Laufzeit und Sparzweck sind maßgeblich für die Art des Sparvertrags. Es macht einen Unterschied, ob man für viele Jahre einzahlt, ohne dass es ein konkretes Endziel gibt oder ob man z.B. nur noch eine überschaubare Zeit bis zur Rente hat und dann eine bestimmte Summe sicher auf dem Sparkonto haben will.“

Das Wichtigste zu ETFs

Hinzu kämen zwei Dinge, gerade bei kleineren, regelmäßigen Spar-Beträgen, ergänzt Silke Westerhäuser, die Kurse zu Finanzfragen an bayrischen Volkshochschulen hält: „Der Zinses-Zins-Effekt ist beim Sparen sehr wichtig“, sagt die gelernte Bankkauffrau „das heißt: je regelmäßiger man auf ein Sparkonto einzahlt und je länger, desto stärker wirkt sich der Zinses-Zins-Effekt auf das Guthaben aus." Deshalb rät sie, stets etwas zur Seite zu legen, "auch wenn man nur ein kleines Einkommen oder eine kleinere Rente hat".

Und genauso wichtig sei der ein Blick auf die Inflation, ergänzt Silke Westerhäuser, "bei aktuell gut 2% Inflation sind also deutlich höhere Renditen nötig, damit auch tatsächlich ein Mehrwert durch das Sparen entsteht“, erläutert sie. Deshalb gehört für sie ein gutes Tagesgeld-Konto als Mindest-Ausstattung zu jedem Haushalt: "Das sollte das eigentliche Sparbuch sein. Dorthin sollte jeder den Überschuss am Monatsende vom Giro-Konto überweisen. Wer immer zu viel Geld auf dem Giro-Konto stehen hat", sagt sie, "verliert jeden Monat Geld – und wer will das schon."

Die besten Spar-Formen

Doch was sind die besten Spar-Formen, gerade für kleine Beträge? Früher waren das feste Spar-Verträge, die jede Bank ab etwa 10 Euro monatlicher Spar-Rate anbot und bei denen der Zins mit der Laufzeit etwas anstieg. Silke Westerhäuser hält davon wenig. "Einerseits ist die Verzinsung gerade in den ersten Jahren sehr überschaubar", sagt die Finanz-Expertin, "auf der anderen Seite ist man Jahre an diesen Vertrag gebunden, weil es annehmbare Zinsen erst nach drei oder vier Jahren Laufzeit gibt. Und wer dann doch vorzeitig an das Geld muss, verliert diese guten Zinsen wieder."

Silke Westerhäuser empfiehlt wie Thomas Hentschel auch ETFs, also börsennotierte Index-Fonds. "Zwar kann man diese über jede Sparkasse oder Volksbank kaufen", sagt Silke Westerhäuser, "wer regelmäßig kleinere Beträge einzahlt bzw. Anteile kauft, sollte auf die Kosten achten. Viele Banken verlangen Pauschalen; da werden je Auftrag fix 10 Euro berechnet." Sie rät wie Thomas Hentschel zu Sparplänen bei kostengünstigen Direkt- bzw. Online-Banken.

Spar-Anlage regelmäßig prüfen

Noch etwas ist Silke Westerhäuser wichtig: "Wenn man den richtigen Sparplan gefunden hat, einmal im Jahr prüfen, ob dieser noch passend ist", rät die Bankkauffrau, "haben sich Dinge geändert, spart man anders weiter. Wichtig ist, dass man überhaupt Geld, auch kleine Beträge, für sich arbeiten lässt."

Bei Geld auf guten Mix achten

Interviewer: Jürgen

Photo: Foto: Verbraucherzentrale NRW Grafik: picture alliance / Zoonar

Wenn es um Geldanlage geht, denken viele, die weniger haben, dass das dann kein Thema sei…
Halt, Stopp! Gerade wenn man wenig Geld oder Einkommen hat, hat man doch nichts zu verschenken. Schon gar kein Geld.
Das heißt, Sie raten auch dann zur gezielten Geldanlage, wenn man z.B. nur 20 oder 50 Euro im Monat sparen kann?
Ja, natürlich. Es kommt die auf die Höhe der Spar-Beiträge an, sondern dass man gerade kleine Beträge gezielt anlegt und das Maximale rausholt. Denn wenn man nichts macht, dann frisst die Inflation ohnehin alles weg – egal, ob es Geld ist, das nur auf dem Girokonto liegt, oder Einkommen, das über die Preis-Erhöhungen geschmälert wird. Gerade wer wenig Geld hat, ist doch von der Inflation besonders betroffen. Und deshalb gilt es das Geld, das man hat, gut anzulegen.
Wenn es um Geldanlage geht, heißt es meist ETF, also Index-Aktienfonds. Gilt das auch für kleinere Spar-Beiträge?
Im Prinzip ja. Aber entscheidender ist, welches Spar- und Sicherheits-Ziel man hat. Bei reinen Aktien- und Index-Fonds (ETFs) kann es allen schon mal kribbelig werden, die noch wenig Erfahrung haben, wenn es mal eine Delle in der Marktentwicklung und damit beim Kontostand des Ersparten gibt. Aber über einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren hat es z.B. beim MSCI World, darauf beziehen sich die meisten weltweiten ETFs, noch nie Verluste gegeben.
Also empfehlen Sie auch bei kleineren Spar-Beiträgen ETFs?
Ja, wenn man längerfristig das Geld anlegen will bzw. einen Sparplan über längere Zeit hat. Man sollte nur darauf achten, dass die ETFs sich auf Indizes wie den MSCI World und den FTSE beziehen. Dann macht es praktisch keinen Unterschied, bei welcher Bank bzw. welchem Anbieter man die ETFs kauft.
Und was, wenn einem die weltweiten Aktienmärkte nicht behagen, man sich planbare Sicherheit wünscht?
Es ist ja ein Irrglaube, dass man immer alles Geld in einer Form anlegen muss. Das gilt ja auch für kleinere monatliche Spar-Beiträge. Man kann ja auch einen Mix aus sicherer Geldanlage wie Tages- oder Festgeld plus ETF wählen, beispielsweise je zur Hälfte. Viel entscheidender ist, dass man sich überhaupt intensiver mit guter Geldanlage beschäftigt.

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