Rente im Wahlkampf
Rente

Rente reformieren: Das ist mein Vorschlag.

3.2.2025
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Jürgen Sinn
3 Minuten

Heute geht es mal nicht um ein konkretes Problem eines einzelnen, sondern eines, das wir alle haben – nämlich die Verlogenheit unserer Politiker, wenn es um unsere gesetzliche Rente geht.

laif/Hans Christian Plambeck, Picture Alliance/Marc John/Janine Schmitz/Philipp Schulze

Zusammenfassung

Der Artikel von Jürgen Sinn, Chefredakteur und Herausgeber von Rente&Co, diskutiert die Herausforderungen und Verlogenheit der Politiker in Bezug auf die gesetzliche Rente. Er kritisiert die mangelnde Transparenz und ernsthafte Lösungsvorschläge für die langfristige Sicherung der Rente. Er stellt fest, dass die Rentenkasse in etwa 15 Jahren jährlich etwa 800 Milliarden Euro benötigen wird, eine Herausforderung, die er als eine der größten neben der Landesverteidigung sieht. Sinn bietet drei Ideen für eine gerechtere Rente an: 1) Renten sollten nicht so stark wie die Löhne steigen, sondern nur die jährliche Inflation ausgleichen. 2) Nicht alle Rentner sollten die gleiche prozentuale Erhöhung erhalten. Diejenigen mit niedrigeren Renten sollten eine höhere prozentuale Erhöhung erhalten. 3) Das Äquivalenz-Prinzip sollte abgeschafft werden, so dass diejenigen, die mehr verdienen, nicht doppelt so hohe Rentenansprüche erwerben müssen. Er schlägt vor, die Zahl der maximal erzielbaren Entgeltpunkte pro Arbeitsjahr zu deckeln und gleichzeitig die Beitragsbemessungsgrenze abzuschaffen.

"Hallo, moin, ich bin Jürgen Sinn, Chefredakteur und Herausgeber von Rente&Co. Und seit mehr als 30 Jahren fragen mich Menschen, wie sie Ihre Renten-Probleme lösen sollten.

Heute geht es mal nicht um ein konkretes Problem eines einzelnen, sondern eines, das wir alle haben – nämlich die Verlogenheit unserer Politiker, wenn es um unsere gesetzliche Rente geht.

Unangenehme Wahrheiten

Mich ärgert es maßlos, dass ich von jeder Partei, wirklich von jeder in diesem Wahlkampf, wie ein unmündiges Kind behandelt werde, dem man eine unangenehme Wahrheit nicht sagen will, weil es dafür zu klein und dumm ist. Oder habt ihr auch nur eine ernsthafte Idee gehört, wie die Rente langfristig gesichert werden kann? Und mit langfristig meine ich so, dass auch meine Tochter und mein Sohn, die beide fleißig einzahlen, etwas erhalten? Ich hab‘ nichts gehört oder gelesen!

Weiter-so ist der falsche Weg

Letztlich laufen alle Wahlprogramme mehr oder minder auf ein Weiter-so hinaus. Dieses Weiter-so bedeutet, dass die Rentenkasse in etwa 15 Jahren jährlich (!) etwa 800 Milliarden Euro benötigt. Sage nicht ich, sondern die alte Bundesregierung. Eine gewaltige Herausforderung, wahrscheinlich die größte neben der Landesverteidigung. Und Vorschläge, wie dies finanziert werden soll – Fehlanzeige.

3 Ideen für eine gerechtere Rente

Dabei gibt es genügend gute Ideen. Ja, die meisten werden dem einen oder anderen wehtun, auch mir. Aber es wird nicht anders gehen. Drei Ideen:

Warum müssen die Renten so stark steigen wie die Löhne? Mir würde es als Rentner doch reichen, wenn die jährliche Inflation durch die Erhöhung ausgeglichen wird. Wenn mein Sohn oder meine Tochter in der Zukunft ranklotzen, Überstunden machen, Gehalts-Erhöhungen durchsetzen – warum muss ich davon profitieren, ich habe doch mit deren Engagement nichts zu tun. Aber unser Rentensystem sieht genau das vor – Rentner profitieren von dem Gehaltszuwachs der Arbeitnehmer. Warum?

Warum müssen alle Rentner die gleiche prozentuale Erhöhung erhalten? Damit profitieren die, die ohnehin hohe Renten haben. Warum sollen nicht die, die zum Beispiel weniger als 1.000 Euro Rente erhalten, eine höhere prozentuale Erhöhung erhalten als die, die mehr als 2.000 Euro haben? Das würde dann auch noch das Problem mit immer niedrigeren Renten ein bisschen lösen bei jenen, die während ihres Arbeitslebens wenig verdient haben.

Dritter Vorschlag: Weg mit dem Äquivalenz-Prinzip: Wer doppelt so viel verdient, muss nicht doppelt so hohe Renten-Ansprüche erwerben. Lasst uns also die Zahl der maximal erzielbaren Entgeltpunkte pro Arbeitsjahr deckeln, gleichzeitig die Beitragsbemessungsgrenze abschaffen. Denn wer gut im Beruf gut verdient, hat auch mehr Möglichkeiten, privat vorzusorgen.

Trauen wir uns, radikaler zu denken